Unsere Geschichte
Im Jahre 1919 gründete sich die Unitas Cheruskia als dritte katholische Studentenkorporation in Gießen. Die Gründung erfolgte, nachdem sich kurz nach dem I. Weltkrieg fünf junge Studenten zu einem Unitas-Kränzchen zusammengeschlossen hatten. Die Worte des ersten Seniors Wilhelm Groß v/o Möp im Gründungskonvent des Kränzchen am 24. Januar 1919 waren: „Unitas-Kränzchen Gießen besteht, es lebe! Über seine Existenz und Existenzberechtigung besteht kein Zweifel, doch wir müssen teilen, um fortzubestehen, zu wachsen und ein Verein zu werden.“ Das Kränzchen bestand in seiner Anfangszeit aus den BbrBbr. Wilhelm Groß, Joseph Görg, Wilhelm Imhäuser, Wilhelm Spieß und Ewald Stangier. Mit fünf weiteren Bundesbrüdern stieß kurz darauf der Rechtsanwalt Dr. Fritz Nees zum Kränzchen dazu, der später auch die Unitas in Mainz mitbegründete. Er dichtete in der folgenden Zeit unsere Farbenstrophe. Die Gründung der Unitas Cheruskia wurde am 25. Mai 1919 publiziert; der AHV wurde am 6. Juli von unserem ersten Alten Herren Joseph Görg gegründet. Am 12. Juni 1919 wurden die Farben blau-weiß-gold angenommen, nachdem zu Beginn die Farben weiß-blau-gold gewählt worden waren. Die Aufnahme in den Verband erfolgte 1920 auf der 58. GV in Göttingen.
Die Unitas Cheruskia konnte sich in den folgenden Jahren in der hessischen Diaspora behaupten. Getragen wurde sie vor allem von begeisterungsfähigen katholischen Studenten, unterstützt von einigen tatkräftigen Alten Herren und in engem Kontakt zu den Schwestervereinen in Darmstadt, Frankfurt und Mainz. Zu den Stützen der ersten Jahre zählten vor allem die BbrBbr. Dr. Alfons Muntowski, Prof. Dr. Valentin Horn und Josef Jacobi. Besonders zu erwähnen ist die Berufung von Prof. Dr. Dr. Theodor Steinbüchel 1926 auf den Lehrstuhl für Philosophie in Gießen. Er gilt heute als einer der großen katholischen Philosophen des 20. Jahrhunderts, und wurde 1928 Ehrenphilister der Unitas Cheruskia und auf der GV 1929 Ehrenmitglied des Unitas-Verbandes. Die Cheruskia stach in der damaligen Zeit besonders durch ihr hohes Engagement im AStA und im Interkorporativen Konvent heraus. Zu Beginn der 30er Jahre wurde die Unitas Cheruskia vor allem von den BbrBbr. Pfr. Paul Wehner (rez. 1928), Dr. Paul Kremer, Dr. Johann Hummel (beide rez.1930), Dr. Hans Montabauer, Dr. Heinrich Ringleb, Karl Krentzer, Wolfgang Scholz (alle rez. 1931), Dr. Hans von den Driesch und Dr. Karl Josef Petri (beide rez. 1932) sowie Dr. Heinz Vossmann getragen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte für den Verein einschneidende Folgen. Schon bald war kein Korporationsleben mehr möglich. Neue Füxe waren wegen latenten NS-Droh- und Zwangsmaßnahmen nicht mehr zu keilen; die älteren Aktiven mussten Arbeitsdienst oder andere Pflichtdienste leisten. Am 10. März wurde der Verein in „Christlicher Studentenverein Unitas Cheruskia“ umbenannt. Am 26. Juni 1938 wurde die Unitas Cheruskia unter dem Druck des NS- Regimes aufgelöst, nachdem auf dem letzten Konvent am 12. Mai 1938 einstimmig beschlossen worden war, sich nicht dem Nationalsozialistischen Studentenbund anzuschließen. In den folgenden Jahren traf man sich im Verborgenen zu Stammtischen im Haus des AHV-Vorsitzenden Dr. Alfons Muntowski; ab 1940 zweimal jährlich im Refektorium (Speisesaal) des St. Josefs Krankenhaus, dessen Hausgeistlicher Bbr. Prof. Dr. Dr. Theodor Steinbüchel war. Dadurch geriet der Verein allerdings wieder ins Visier des NS-Staates. Hausdurchsuchungen bei vielen Bundesbrüdern waren die Folge, weswegen die Archivdaten vernichtet wurden. Nur unsere Gründungfahne ist aus dieser Zeit erhalten geblieben, die in einer Kiste auf einem Heuboden im Sauerland versteckt wurde.
Der Zweite Weltkrieg selbst brachte Gießen schwere Zerstörungen; eröffnete aber auch neue Perspektiven. Bereits am 16. Juni 1945 trafen sich die in Gießen verbliebenen Bundesbrüder im Pfarrhaus von St. Bonifatius wieder zu einer „feierlichen Morgensitzung“. Im Mai 1948 gründete sich erneut ein Unitas-Kränzchen in Gießen, aus dem sich am 22. Februar 1949 die Unitas Cheruskia wiederbegründete. Prägend in dieser Zeit waren die BbrBbr. Dr. Hans-Hermann Lippold, Walter Dirting, Heinz Pötz, Dr. Georg Roche, Dr. Gerhard Schröter und Prof. Dr. Hermann Hinrichs. Die 50er- Jahre wurden zur Blütezeit der Cheruskia. Unter Albrecht Bock, Hermann Pranger, Dr. Gerhard Wehrenberg, Dr. Paul Grothe, Dr. Kurt Kleinschnitz und Dr. Günther Fischerworring (alle rez. 1950), den BbrBbr. Dr. Hubert Baggelmann, Wilhelm Droste, Dr. Johannes Kettmann, Dr. Karl- Heinrich
Niesmann und Josef Pohl (alle rez. 1951), Dr. Heinz Plettscher (rez. 1952), Prof.Dr. Knut Frese, Dr. Heinz Gass, Dr. Josef Hackmann, Dr. Heinrich Möllemann und Eugen Erbs (alle rez. 1953), Dr. Franz- Josef Eggert (rez. 1954), den BbrBbr. Dr. Adolf Föhrenbacher, Dr, Heinrich Wolpoth und Hans-Jürgen Klehr (beide rez. 1955) und den BbrBbr. Dr. Franz-Josef Franken, Dr. Bernard Weinmann und Dr. Franz Kutny (alle rez. 1957) entwickelte sich auf der Grundlage erlebter Gemeinschaft und gegenseitigem Verständnis eine dauerhafte menschliche Verbundenheit. Insbesondere war das gastliche Haus des AH Dr. Hans Wilhelmi ein beliebter Anlaufpunkt für junge Unitarier. Verdienstvoll war auch das Wirken unseres lb. AH Hochschulpfarrer Dr. Hermann Gantenberg, der von 1959 bis 1969 als katholischer Hochschulpfarrer in Gießen weilte. Er brachte vielen katholischen Studenten die Prinzipien der Unitas nahe und bot ihnen im Studentenwohnheim der KHG (unser heutiges Haus) eine Heimstätte.
Bald nach seiner Pensionierung wurde dieses Haus auf Initiative der BbrBbr. Prof. Horn, Dr. Wilhelmi und Eugen Erbs von dem neu gegründeten Studentenheimverein Unitas-Gießen e.V. vom Bistum Mainz gepachtet und ist bis heute unser Unitas-Haus. Besonders erwähnt werden muss StD a.D. Eugen Erbs, der maßgeblich am Aufbau der Unitas Cheruskia sowie an der Gestaltung und Verbreitung des unitarischen Gedankens beteiligt war. Stand in den 50er-Jahren häufig die Hochschulpolitik im Mittelpunkt vieler Diskussionen, bestimmte in den 60er-Jahren die soziale Komponente das Vereinsleben. Beides Ausdruck des allgemeinen Interesses an der Entwicklung der gesamten Studentenschaft. In den Zeiten der Studentenunruhen konnte sich die Gießener Unitas deshalb trotz vieler Diskussionen behaupten. Auch in diesen Zeiten fanden Studenten ihren Weg in die Aktivitas. Zu nennen sind die BbrBbr. Jürgen Ernst und Dr. Peter Daub (beide rez. 1960), die BbrBbr. Jürgen Ernst, Manfred Pachl und Dr. Dietmar Greiner (beide rez. 1961), Bbr. Manfred Maixner (rez. 1962), Bbr. Dr. Benno Grotens (rez. 1963), Bbr. Dr. Herbert Stieger (rez. 1964), die BbrBbr. Alfons Bromm und Dr. Hanke Frackenpohl (beide rez. 1966), die BbrBbr. Dr. Egbert Gehle und Dr. Werner Herold (beide rez. 1967) sowie Bbr. Dr. Clemes Kahlmeyer (rez. 1969). Zu ihnen stießen ab 1968 die BbrBbr. Michael Rhode, Dieter Krebs, Eberhard Groß, Karl-Heinz Pfeiffer und Ludger Simon. In den danach schweren Zeiten der 70er- und 80er-Jahren hatte die Aktivitas das Glück mit dem erworbenen Haus in der Wilhelmstraße den Unitariern ein zu Hause und einen Mittelpunkt für das unitarische Leben in Gießen zur Verfügung stellen zu können. Wesentlichen Anteil an der Vereinsarbeit dieser Zeit hatten die BbrBbr. Robert Daub, Dr. Karl Dietz, Peter Kurtenbach, Dr. Manfred Nick und Willi Weimer (alle rez. 1970), Dr. Paul Fischer und Dr. Hermann Rack (beide rez. 1970), sowie Bbr. Wolfgang Greven (rez. 1973) und Bbr. Martin Münzel (rez. 1974). 1974 stieß auch Hermann-Josef Großimlinghaus zur Cheruskia; später wurde er während seiner Aachener Aktivenzeit Vorortspräsident. Die Achtziger Jahre waren geprägt von einer starken und unternehmungsfreudigen Aktivitas. Besonders zu erwähnen sind die BbrBbr. Bernd Christoph Hartmann, Rüdiger Kuntke (rez. 1984) und Achim Fokken (rez. 1985).
Die neunziger Jahre setzten dieses Erblühen der Aktivitas fort. Es gelang erstmals in der Geschichte der Cheruskia im Sommersemester 1999 den Vorort des Unitas-Verbandes zu übernehmen. Unter dem Vorortspräsidenten Rainer Voss und den Vorortsschriftführern Thomas Luboeinski und Lambert Klinke nahm die Cheruskia das höchste Amt der Unitas-Verbandes wahr. Zu den Aktiven gesellten sich in dieser Zeit die BbrBbr. Albrecht Pachl (rez. 1990 in Würzburg), Sven Griese (rez. 1991), Holger Steinborn und Andreas Lang (rez. 1994) und Jens Heuser (rez. 1996). Desweiteren zogen in den neunziger Jahren die ersten Bundesschwestern der am 15. Oktober 1994 gegründeten Unitas Maria Montessori auf das Haus. Sie bilden seither, von den aktiven Cherusken und ihren Alten Herren von Anfang an unterstützt, einen festen Teil der Gießener Unitas.
Dennoch lag die Aktivitas zu Beginn des Jahres 2000 durch inneren Streit und ausbleibende Füxe am Boden. Die Anstrengungen des Vorortes waren nicht spurlos an der Aktivitas vorübergegangen. Ausbleibende Keilerfolge ließen es auf dem Dr. Hermann Gantenberg Haus still werden. Erst nach zwei Jahren regte sich wieder Leben auf dem Haus. Mit Martin Herold und Felix Weber zogen im Wintersemester 2002 wieder zwei Füxe auf das Haus, zu denen sich im Jahre 2003 die BbrBbr. Johannes Ulfkotte und Tilo Trotzke gesellten. Nun ging es wieder langsam aber stetig bergauf.
Zum 90. Stiftungsfest im Jahre 2009 unter dem Senior Martin Fischer (rez. 2007) hatte sich die Aktivitas wieder erholt. Sie bestand nun auch aus den neu hinzugewonnenen BbrBbr. Oliver Wüllenweber, Axel Hage, Christian Schneider, Florian Ohliger und Thomas Ortseifen (rez. 2005), Sebastian Kircher (rez. 2006) und Marcus Kleppe (rez.2008). 2018 richtete die Cheruskia dann die 141 Generalversammlung des Unitas Verbandes in Bad Homburg aus. Geschlagen von der Kommers der zugleich 99. Stiftungsfest der Cheruskia war, von den Bbr.Bbr. Benedikt Gomes, Jonas Merle und Marcel Behr. Im folgenden Jahr feierte die Cheruskia ihr 100. Stiftungsfest. Zu diesem Anlass wurde ein sich über 4 Tage erstreckendes rauschendes Fest gefeiert, welches von einer überwältigenden Anzahl Bundesbrüdern, Bundesschwestern und Gästen besucht wurde.
Die Verantwortung und Organisation für das Fest übernahmen die Bbr.Bbr Martin Herold, Jonas Merle, David Böhm, Kevin Heidirch, Benedikt Gomes, Sebastian Gomes v/o Malte und Aaron Dietl.
Unsere Ursprünge im Unitas-Verband.
Ein Überblick über den Verband
Seit 1855 im schönen Bonna ...
Der 1855 von Bonn und Tübingen aus begründete und älteste katholische Studenten- und Akademikerverband Deutschlands zählte als einer der größten Korporationsverbände in Deutschland und Österreich vor dem zweiten Weltkrieg fast 70 aktive Ortsvereine zwischen Königsberg und Straßburg, Innsbruck und Paris. Er wurde 1938 von den Nazis als "staatsfeindliche Organisation" verboten. Dem 1947 wieder konstituierten Verband gehören gegenwärtig 41 Unitas-Vereine an über 30 deutschen Hochschulen an, in denen über 500 Studenten aller Fakultäten zusammen leben, studieren und arbeiten. Fast 5000 ehemalige Aktive sind in 78 Altherren- und Hohedamenvereinen und 137 Ortszirkeln zusammengeschlossen.
Als erster der traditionellen Korporationsverbände öffnete sich die Unitas auch für Studentinnen. Während der 119. Generalversammlung des Unitas-Verbandes, die im Mai 1996 in Darmstadt stattfand, hat die Unitas die Studentinnenvereine als gleichberechtigte Mitglieder in den Verband aufgenommen.
Die Unitas ist Mitglied der Katholischen Akademikerarbeit Deutschlands (KAD) und im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) vertreten. Der Studentenverband arbeitet neben der Mitgliedschaft im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit den anderen katholischen Studentenverbänden in der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Studentenverbände (AGV) und im Europäischen Kartellverband Christlicher Studentenverbände (EKV) zusammmen.
Die Unitas verleiht den Heinrich-Pesch-Preis für Verdienste um die wissenschaftliche Weiterentwicklung und die praktische Umsetzung der Soziallehre der Kirche.
Alle Unitas-Vereine führen an ihrem Hochschulort ein eigenes Programm mit wissenschaftlichen, religiösen und geselligen Veranstaltungen durch. Neben der jährlichen Generalversammlung finden Aktiventage, Regionaltagungen, Seminare für Vereinsleitungen und das Krone-Seminarzu Grundfragen katholischer Soziallehre und Politik statt.
Zum sozialen Engagement zählen Hilfsprojekte wie das Unitas-Patenbistum Salem/Indien, das Kinderdorf in Markleeberg bei Leipzig, Einzelobjekte für Entwicklungsländer und Notgebiete, Wohltätigkeitskonzerte und Aktionen für und mit älteren Mitbürgern.
Mit seinen Grundsätzen und seinem Programm richtet sich der Verband an katholische Studenten und Studentinnen jeder Nationalität - aber auch an katholische Schüler der Oberstufe und Auszubildende aller Berufsbildungsbereiche, die auf das Studium zugehen.
Damit sieht sich die Unitas als lebendiger Teil der Kirche, der die Befähigung zum mündigen Laien fördern will. Kern und Quelle des Vereinsleben ist die gemeinsame Eucharistie. Die Vereinsfeste werden zu Ehren der Verbandspatronate Thomas von Aquin, Bonifatius und Maria Immaculata gefeiert.
Wenn ihn nicht gäbe
"Wenn es die Unitas nicht gäbe, müsste sie heute erfunden werden" - diesen stehenden Ausdruck hören viele Neumitglieder bereits in den ersten Semestern - sie spüren: Hier Mitglied zu sein, bedeutet mehr als eine fahrlässige Unterschrift. Der Eintritt ist nichts Beliebiges. Die UNITAS bietet viel und fordert zugleich eine sehr persönliche, bewusste Entscheidung. Denn: Bereits der Name Unitas ist Programm.
Dies war auch die Absicht der Gründer, der Mitglieder des katholischen Studentenvereins "Ruhrania", die ihre bereits ein Jahr vor der 1848er-Revolution in Bonn entstandene Korporation im Wintersemester 1853/54 in "Unitas" umbenannten. Im Vereinsprotokoll vom 2. Februar 1854 heißt es dazu:
"Einheit im Glauben ist das Wesen des Katholizismus, Einheit in der Wissenschaft besteht in der gemeinsamen Intention, durch das wissenschaftliche Streben Gott zu ehren und den Menschen zu dienen, Einheit in der Freundschaft bewährt sich in gegenseitiger Mitverantwortung und der Bereitschaft, einander selbstlos zu helfen."
In der Begründung des Namens sind zugleich die Prinzipien des Verbandes angesprochen: virtus, scientia und amicitia. Die Ausführungsbestimmungen liegen im unitarischen Wahlspruch "in neccessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas" - im Notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit, in allem aber Sorge für den Nächsten.
Über 150 Jahre nach der Gründung darf man nun an Unitas-Mitglieder von heute sicher eine berechtigte Frage stellen: Wie kommt es, dass ein Verband wie dieser die Zeitläufe so unbeschadet überstanden zu haben scheint? Warum haben diese Grundsätze und die Form des Zusammenlebens offensichtlich bis heute ihre Attraktivität nicht verloren? - Die Antwort: "Wir sind nichts für Menschen, die zu allem Ja und Amen sagen", werden sie etwa erklären. Oder sie behaupten: "Grundsätze wie diese zu haben, ist in der mobilen Warenhausgesellschaft der Werte von heute überlebenswichtig." Nicht mit dem Zeitgeist wolle man schwimmen, sagen sie, nicht mit der gerade gängigen herrschenden Tagesmeinung treiben, sondern für eigene Überzeugungen einstehen - und sei es noch so ungelegen. Und wer genauer fragt, was das eigentlich heißt, der kommt schnell auf das Wesentliche.
Das Dr. Hermann Gantenberg Haus
Das Unitas-Haus Gießen, seit dem 14. Februar 1997 benannt nach Bbr. Bischöflicher Rat Pfarrer Dr. phil. Hermann Gantenberg, ist in den langen Jahren seines Bestehens geprägt durch eine wechselvolle und beeindruckende Geschichte. Im Jahre 1870 mit einer „hoechst gehorsamen Anordnung der Hessischen Grossherzglichen Provicial Direction an das Grossherzogliche Kreisamt zu Gießen“ vom 21. Mai 1870 durch den Generalstabsarzt Dr. med. Emil Weichel als spätklassizistischer zweigeschossiger Wohnhauskubus mit Ecklisenen, Mittelrisalit und geradem Giebelabschluß gebaut, wurde das Haus mit einer Baugenehmigung vom 31. Oktober 1871 aus heute unerklärlichen Gründen schon 1872 in seinen Proportionen stark verändert. So wurde ein weiteres Geschoss aufgesetzt, ein dreieckiger Giebelabschluß hinzugefügt und die Fenstereinfassung sowie die Gesimseinteilung stark vereinfacht. Dazu wurde ein Garten- und Blumenhaus errichtet. 1899 erfolgte eine großzügige Einfriedung des herrlichen Grundstückes samt seinem alten Baumbestand mit Natursteinen und aufwendigen Schmiedearbeiten. So ist das Haus an der Wilhelmstraße trotz der baulichen Eingriffe integrierender Bestandteil der gründerzeitlichen Bebauung und heute eingetragenes Kulturdenkmal aus städtebaulichen Gründen.
Seit seinem Bau ein beliebter Wohnort hochrangiger Professoren der damaligen Ludwigs- Universität, wurde das Haus 1903 von Baurat Dipl.-Ing. August Becker erworben, der darin neben seiner eigenen Wohnung in den Jahren 1905-1912 das „Buerau der Grossherzoglichen Baubehörde für Universitätsneubauten“ errichtete. Von 1912-1927 wurde das Haus dann als Kreisveterinäramt genutzt, neben Dipl.-Ing. August Becker wohnte in dieser Zeit auch der weithin bekannte Oberveterinärrat Prof.Dr.med.vet. Wihelm Knell hier. Nur kurze Zeit, von 1926 bis 1928, war das Haus im Besitz von Dipl.-Ing. Paul Müller, der in den Kellergewölben in dieser Zeit eine Weinhandlung einrichtete. Im Jahre 1928 wurde das Haus dann von dem Fabrikanten Joseph Kreuter erworben, der das Haus nur noch als Wohnhaus für seine Familie nutzte, zwei Etagen hatte er vermietet. Nachdem das Haus im II. Weltkrieg glücklicherweise fast unzerstört blieb, wurde Joseph Kreuter 1945 verpflichtet, einen Teil des Hauses bis 1949 der amerikanischen Militärregierung als Verwaltungsgebäude zur Verfügung zu stellen. Als „Gegenleistung“ durfte er im Parterre als Ersatz für seine ausgebombten Betriebe eine Setzerei einrichten und dort Stempel und Drucksachen für die Militärregierung herstellen; ab 1951 wurde das Haus wieder komplett als Wohnhaus genutzt. Die Erben Joseph Kreuters, Dr. rer. pol. Kurt Werner und Ehefrau Renate, geborene Kreuter, bauten dann 1960 das Gartenhaus des Anwesens zu einem zweigeschossigen Wohnhaus um und integrierten es zusammen mit drei Garagen an das Haupthaus.
Am 15. Februar 1963 wurde das Haus dann von Bischof Prof. Dr. theol. Hermann Volk und Bbr. Pfarrer Dr. Phil. Hermann Gantenberg für das Bischöfliche Ordinariat Mainz erworben und zum Wohnheim der Katholischen Hochschulgemeinde umgebaut. Nach den studentischen Konflikten zum Ende der 60er-Jahre wurde das Haus dann aufgrund einer Initiative der BbrBbr. Dr. Hermann Gantenberg, Prof. Dr. Valentin Horn, Dr. Hans Wilhelmi und Eugen Erbs am 1. Oktober 1970 durch den neu gegründeten Studentenheimverein Unitas Gießen e.V. vom Bischöflichen Ordinariat Mainz als unser Vereinshaus angepachtet. Im Jahr 2018 erworb der Hausbeiverein der Unitas Cheruskia, unter dem Vorsitzenden Bbr. Markus Wittig das Haus.